Europa ist stark in Maschinenbau, Forschung, Datenschutz – aber bei Plattformen, sozialen Netzwerken oder Cloud-Ökosystemen? Fehlanzeige. Während die USA Google, Apple, Amazon, Meta & Microsoft dominieren und China mit Tencent, Alibaba & Co. eigene Schwergewichte aufgebaut hat, schaut Europa zu. Warum ist das so – und was wäre nötig, um das zu ändern?
Ursachen: Warum hinkt Europa hinterher?
1. Kapital und RisikoaversionUS-Investoren werfen Milliarden in Startups, selbst wenn das Geschäftsmodell noch wackelt. In Europa: Förderanträge, Risikoangst, wenig Wagniskapital.
2. Kleinteilige Märkte und Bürokratie27 Länder, unterschiedliche Gesetze, Sprachbarrieren, nationale Interessen. Ein EU-weites „Digitalprojekt“ skaliert viel schwerer als ein Startup in Kalifornien.
3. Fokus auf Regulierung statt InnovationEuropa regelt stark (DSGVO, DMA, AI Act) – was gut für Verbraucher ist, aber Innovation verlangsamt.
4. Keine Plattform-MentalitätIn den USA wird gedacht: „Wie können wir ein Ökosystem schaffen, das andere mitnutzen?“ – In Europa oft: „Wie können wir ein Produkt verkaufen?“
5. Talent- und Brain-DrainViele europäische Entwickler, Gründer und Forscher wechseln in die USA – wegen besserer Finanzierung, Kultur, Chancen.
6. Vernachlässigung von Open SourceOpen-Source-Projekte bilden das digitale Rückgrat vieler Anwendungen – doch in Europa wird dieser Bereich oft ignoriert oder nicht gefördert. Open Source wird häufig von Einzelpersonen getragen, während große Konzerne die Früchte ernten. Es fehlt an Anerkennung, Finanzierung und strategischer Förderung. Schulen könnten hier mit gutem Beispiel vorangehen: Warum nicht im Unterricht Open-Source-Projekte als praxisnahe Klassenprojekte betreuen? So lernen Schüler Programmieren, Teamarbeit, Verantwortungsgefühl – und leisten aktiv einen Beitrag zur digitalen Allgemeinheit.
Wirkung: Was bedeutet das langfristig?
Digitale Abhängigkeit: Europa nutzt Dienste und Cloudlösungen, auf die es keinen Zugriff oder Einfluss hat.
Verlust digitaler Souveränität: Ohne eigene Plattformen kein Einfluss auf Narrative, Daten, Infrastruktur.
Innovationsrückstand: Wer keine Plattform baut, bleibt Konsument – nicht Treiber.
Rechtlicher Rückstand: Auch wenn Europa reguliert – echte Macht haben die Betreiber.
Geopolitischer Kontext
Die digitale Dominanz wird zunehmend als strategische Machtposition genutzt. Die USA können über Plattformen Narrative formen, Zugänge beschränken oder Innovationen kontrollieren. China wiederum setzt gezielt auf technologische Unabhängigkeit, etwa mit eigener KI-Entwicklung, eigenen sozialen Netzwerken und digitalen Zahlungssystemen. Europa hingegen bleibt in einer Zwischenposition – mit starkem Regulierungswillen, aber schwacher Industrie.
Historisch betrachtet hat Europa oft bewiesen, dass es große Visionen umsetzen kann: Airbus wurde als Antwort auf Boeing gegründet, CERN schuf das WWW, das Galileo-System soll GPS unabhängiger machen. Warum also keine europäische Antwort auf Google, Amazon & Co.?
Lösungsideen: Was müsste passieren?
1. Europäisches Risikokapital fördernWeniger Anträge, mehr Vertrauen. Fonds schaffen, die gezielt Plattform- und Software-Projekte skalieren helfen.
2. Plattformprojekte priorisierenNicht nur Industrie 4.0, sondern Social Media, KI, Cloud, Video, Suche – mit echten Ökosystem-Ambitionen.
3. Öffentliche Infrastruktur für Digitales aufbauenWarum nicht ein europäisches „Digital Public Infrastructure Network“ – APIs, Hosting, KI-Dienste, Suche, Social?
4. Gründer & Talente in Europa haltenSteuerliche Anreize, Tech-Hubs, Visa-Vereinfachung, freie Tools – wie ein europäisches „Startup-Stipendium“.
5. Vision statt Verwaltung fördernGrößere Projekte auch mal riskieren – wie bei Airbus oder CERN. Nicht nur fördern, was sicher klingt.
6. Open-Source systematisch fördernEin europaweites Förderprogramm für OSS-Entwickler, freie Tools, langfristige Pflege und Sicherheit. Schulen und Unis sollten aktiv zur Mitarbeit ermutigen – Open Source als kulturelles wie technologisches Allgemeingut.
Fazit
Europa muss nicht alles kopieren – aber wir brauchen Alternativen, wo Unabhängigkeit, Datenschutz und Vielfalt gewahrt bleiben. Ohne eigene Plattformen bleibt Europa Spielball der Großen. Mit klarem Fokus, politischem Mut und Unterstützung könnten wir zumindest ein paar Spielfiguren aufstellen.
Plattformen sind die Infrastruktur des 21. Jahrhunderts – und Europa hat noch nicht einmal den Grundstein gelegt.
Open Source ist das Rückgrat digitaler Freiheit – und sollte endlich als solches behandelt werden.
Zeit, das zu ändern.
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